Bislang galten vor allem Säuglinge als Risikogruppe dieser Atemwegsinfektion. Warum sich im Herbst auch Seniorinnen und Senioren gegen RS-Viren impfen lassen sollten, war Thema eines Gesprächs von Univ.-Prof. Dr. Beate Müller, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO), und Univ.-Prof. Dr. Jan Rybniker, Leiter des Schwerpunkts Klinische Infektiologie in der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln, mit dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, dass in Deutschland auch alle Menschen ab 75 Jahren einmalig gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) geimpft werden sollen. Patienten mit Risikofaktoren sollen die RSV-Impfung bereits ab 60 erhalten. Die RSV-Impfung sollte möglichst im September/Anfang Oktober erfolgen, um bereits in der darauffolgenden RSV-Saison (Oktober-März) einen bestmöglichen Schutz zu bieten.
Risikofaktoren, die schon für eine Impfung ab dem 60. Geburtstag sprechen, sind eine Herzerkrankung wie ein Infarkt oder eine schwere Herzinsuffizienz, eine Nierenerkrankung mit Dialyse, schwerer Diabetes mit Folgeerkrankungen oder eine COPD. Auch dieser Gruppe empfiehlt die STIKO eine Impfung. Krebspatienten sollten die Notwendigkeit zur Impfung mit ihren behandelnden Onkologen besprechen.
Um ein neues Virus handelt es sich beim Auslöser dieser Atemwegsinfektion nicht, allerdings war wegen fehlender Studien lange Zeit nicht klar, wie häufig und wie schwerwiegend die Erkrankung ist, erklärt Prof. Müller. „Die Impfung macht nicht komplett immun. Erkranken kann man trotzdem“, sagt Prof. Müller. „Sie schützt den Daten zu Folge aber relativ zuverlässig vor einem schweren Verlauf.“
Prof. Rybiniker sagt: „Die durch RSV verursachten schweren Erkrankungen mit Krankenhausaufenthalt sowie die Sterbefälle sind möglicherweise ähnlich hoch wie bei saisonaler Influenza, also der Grippe. Es gibt jedoch kaum epidemiologische Studien, die einen ganz genauen Vergleich bei Erwachsenen erlauben.“
Und dennoch gibt es Gemeinsamkeiten – auch mit einer Corona-Infektion: „In beiden Fällen führen die Begleitumstände eines Aufenthalts auf der Intensivstation zu einem erhöhten Komplikations- und Sterberisiko. Gerade wenn der Patient künstlich beatmet werden muss, ist das keine Kleinigkeit und sehr belastend, vor allem für den Organismus von älteren Patienten“, sagt Prof. Rybniker
Die beiden Experten empfehlen den von der STIKO genannten Risikogruppen einen raschen Termin bei ihrem Hausarzt, um die erforderlichen Impfungen zu besprechen. Dies gilt neben RS-V auch insbesondere für die Impfungen gegen Covid-19 und Influenza.
Zu ihrer Arbeit in der STIKO spricht Prof. Müller auch in einer aktuellen Folge des Podcasts „Gesundheit. Macht. Politik.“