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Hodgkin-Lymphom
Das Hodgkin-Lymphom hat sich seit Einführung der Polychemotherapie zu der am besten behandelbaren malignen Krebserkrankung im Erwachsenenalter entwickelt. Insgesamt werden mehr als 80 % aller betroffenen Patienten geheilt. Allein in Deutschland leben derzeit etwa 80.000 ehemalige Hodgkin-Patienten und stellen somit die größte Gruppe „Krebsüberlebender“ dar. Zu dieser Entwicklung hat die Deutsche Hodgkin-Studiengruppe (German Hodgkin Study Group, GHSG) erheblich beigetragen. Die GHSG wird von Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Engert geleitet.
Patientinnen und Patienten können sich in der Hodgkin-Lymphom-Sprechstunde vorstellen.
Die Therapie von Patienten mit Hodgkin Lymphom basiert im wesentlichen der Chemotherapie, die in frühen und mittleren Stadien mit einer lokalisierten Strahlentherapie im sog. Involved Field (IFRT) oder Involved Site (ISRT) kombiniert wird. Die im New England Journal of Medicine erschienene HD10 Studie der GHSG zeigte, dass Patienten in frühen Stadien (early favorable) nur noch mit zwei Zyklen ABVD und einer Bestrahlung von 20 Gy im IFRT oder ISRT behandelt werden müssen. In mittleren Stadien (early unfavorable) werden in der Regel 4 Zyklen Chemotherapie mit nachfolgender Strahlentherapie kombiniert.
Für Patienten in fortgeschrittenen Stadien hat die GHSG ein Dosis-intensives Regime entwickelt (BEACOPPeskaliert), das zu einer deutlichen Verbesserung der Heilungsrate betroffener Patienten geführt hat. BEACOPP wird mittlerweile in den meisten europäischen Therapie-Algorithmen für Patienten in fortgeschrittenen Stadien verwendet. Die kürzlich veröffentlichte HD18 Studie der GHSG zeigte, dass diejenigen Patienten, die nach 2 Zyklen BEACOPP in der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) negativ waren, nur noch 4 Therapiezyklen insgesamt benötigen. Durch die Reduktion der Mortalität konnte eine weitere signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens mit 4 Zyklen BEACOPPeskaliert auf 99% nach 3 Jahren erreicht werden.
Aufgrund des in der Regel jungen Alters (im Mittel 34 Jahre) und der hohen Heilbarkeit von Hodgkin-Patienten bestehen Risiken für die Entwicklung von Spätschäden wie Zweittumoren, Herz- und Lungenerkrankungen, Fatigue und Infertilität. Deshalb hat die Erforschung von Spätnebenwirkungen der Therapie einen sehr großen Stellenwert bei der Planung und Durchführung neuer Therapiekonzepte. Auftretenden Nebenwirkungen werden systematisch erfasst, um Risikofaktoren für die Entwicklung spezieller Spätschäden zu finden.
Schwerpunkt der aktuellen Therapieforschung sind neue zielgerichtete Therapeutika. Bereits durch das Antikörper-Drug-Konjugat Brentuximab Vedotin konnte eine erhebliche Therapieverbesserung bei intensiv vorbehandelten Patienten mit einem klassischen Hodgkin Lymphom erreicht werden. Brentuximab Vedotin ist mittlerweile auch für die Konsolidierung von Rezidiv-Patienten nach autologer Stammzelltransplantation zugelassen. Eine neue Dimension in der Krebstherapie stellen Antikörper gegen den programmend death-Rezeptor 1 (PD1) dar, die insbesondere beim Hodgkin Lymphom selbst bei völlig austherapierten Patienten noch zu anhaltenden Remissionen führen können. Bisher sind für das rezidivierte und refraktäre Hodgkin Lymphom sowohl Nivolumab als auch Pembrolizumab zugelassen. Die GHSG arbeitet sehr intensiv an neuen innovativen Kombinationen unter Einsatz von Brentuximab Vedotin und PD1-Inhibitoren mit dem Ziel, die Intensität der Chemo- und Strahlentherapie weiter zu reduzieren.
Unsere Studiengruppe richtet in regelmäßigen Abständen den Internationalen Kongress zum Hodgkin Lymphom aus, an dem zuletzt mehr als 1200 Forscher und Kliniker aus über 70 Ländern teilnahmen.
Darüber hinaus findet in der Regel einmal pro Jahr ein internationales Studientreffen statt, an dem Repräsentanten aus Deutschland, der Schweiz, Tschechien, Österreich, den Niederlanden, Polen, Australien u.a. Ländern teilnehmen. Unsere Studiengruppe kooperiert mit allen wesentlichen nationalen und internationalen Gruppen auf dem Gebiet des Hodgkin Lymphoms und verwandter Erkrankungen.