Kontakt

Kontakt

Weitere Informationen

22.10.2021 Innere I

Forschung zu Lungenkrebs geehrt

Dr. Scheffler erhält Auszeichnung

Priv.-Doz. Dr. Matthias Scheffler, Foto: Michael Wodak
Priv.-Doz. Dr. Matthias Scheffler, Foto: Michael Wodak

Priv.-Doz. Dr. Matthias Scheffler, Onkologe in der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln, hat gemeinsam mit Mohamed Saleh von der Neurologie des Universitätsklinikums Bonn den ersten Platz beim Takeda Oncology Forschungspreis NSCLC 2021 erhalten. In einer großangelegten Studie konnten die Beiden bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) zwei mutierte Gene als mögliche prognostische Biomarker bereits in einem lokalisierten Stadium, in dem der Krebs noch nicht gestreut hat, identifizieren. Der erste Platz ist mit 30.000 Euro dotiert und wurde jetzt im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie verliehen.

Beim nicht-kleinzelligem Lungenkrebs tragen Tumorzellen mutierte Gene, die die Krebsentstehung vorantreiben. Molekulare Tests zur Identifizierung solcher Veränderungen des Erbguts, fachsprachlich Mutationen, können also wertvolle Informationen für eine individualisierte zielgerichtete Therapie liefern. Um diese sogenannten Treibermutationen zu erkennen, erhalten fortgeschrittene Stadien von NSCLC daher routinemäßig eine molekulare Testung – frühe Stadien, die operiert werden, meist dagegen nicht. Ein Ergebnis der Studie ist, dass eine solche Testung aber bereits für frühe NSCLC-Stadien aufgrund des prognostischen Aussagewerts der mutierten Gene TP53 und KEAPI sinnvoll ist.

„Wir interessierten uns für die Gene TP53 und KEAPI, da sie bei NSCLC häufig mutiert sind – bei P53 sogar bei jedem zweiten Betroffenen. Aber deren prognostische Aussage war bisher unklar, weil in Vorstudien alle Arten von Mutationen der einzelnen Gene einfach zusammengefasst wurden“, sagt Saleh, seit kurzem Arzt an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Bonn. Er und sein Kölner Kollege Dr. Scheffler nutzten für ihre großangelegte retrospektive Studie der Uniklinik Köln, dass bei den beteiligten Patienten mit NSCLC aller Stadien neben den Treibermutationen auch TP53 und KEAP1 bei der Genanalyse routinemäßig mit sequenziert wurden. Alle wurden über das Kölner Netzwerk Genomische Medizin behandelt, an dem mehr als 300 onkologische Lungenkrebszentren in Deutschland beteiligt sind. „Unsere Studie zeichnet sich durch die außerordentlich hohe Fallzahl von über 6.000 Patienten sowie der Stringenz der genetischen Untersuchungen aus“, sagt Dr. Scheffler.

Die beiden Forscher konnten zeigen, dass TP53 und KEAP1 Mutationen geeignet sind, signifikante prognostische Gruppen zu bilden. Denn in frühen Stadien zeigen Patienten, deren Tumore eine das TP53 Gen verstümmelnde Mutation oder eine KEAP1 Mutation tragen, ein schlechteres Überleben. In fortgeschrittenen Stadien zeigt sich für KEAP1 Mutationen ein ebenfalls deutlich negativ prognostischer Effekt. „Nicht nur Patienten mit fortgeschrittenen Stadien, sondern auch mit frühen Stadien profitieren von einer detaillierten genetischen Untersuchung. Denn durch die Identifizierung prognostisch relevanter Untergruppen von Mutationen einzelner Gene ergeben sich hypothetisch Möglichkeiten einer intensivierten oder modifizierten Therapie. Aufgrund ihrer prognostischen Potentials sollten TP53 und KEAP1 Mutationen in zukünftige Gen-Panels integriert werden, auch wenn es für beide bisher keine zielgerichteten Therapien gibt,“ sagt Saleh.