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21.07.2015 Forschung

Frühe Behandlung der HIV-Infektion zeigt Vorteile

Ergebnisse der START-Studie veröffentlicht

Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer, Infektiologie

HIV-infizierte Patienten profitieren von einer frühen medikamentösen Therapie. Das zeigen die Ergebnisse der gestern Abend (20.07.2015) in der renommierten Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ veröffentlichen internationalen START-Studie. Das Risiko von schweren Komplikationen liegt bei einem späteren Therapiebeginn – wenn das Immunsystem schon Zeichen einer Schädigung zeigt – mehr als doppelt so hoch wie bei frühem Therapiebeginn. Weltweit waren 4.685 Patienten in die Studie eingeschlossen, davon 312 aus Deutschland. Der Studienleiter für Deutschland und Mitautor der Studie ist Prof. Dr. Gerd Fätkenheuer, Infektiologe an der Uniklinik Köln.

Die START-Studie ist eine der größten jemals durchgeführten Studien auf dem Gebiet der HIV-Infektion und untersucht die Frage, wann der beste Zeitpunkt für einen Start der dann lebenslang notwendigen medikamentösen Behandlung ist. „Bisher gab es zu dieser Frage keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Frühere Studien hatten unterschiedliche Ergebnisse gezeigt“, so Prof. Fätkenheuer.

Bisher unbehandelte Patienten mit einem noch guten Immunsystem (CD4-Helferzellen > 500/µl) und ohne Krankheitszeichen wurden randomisiert (per Zufallsentscheid) in einen von zwei Studienarmen eingeschlossen: Entweder sofortige medikamentöse Therapie oder abwartendes Verhalten und Behandlung erst dann, wenn sich eine deutliche Schädigung des Immunsystems zeigte (CD4-Helferzellen < 350/µl), oder wenn schwerwiegende Krankheitssymptome auftraten.

Obwohl die Studie bis Ende 2016 geplant war, zeigte eine Zwischenanalyse im Mai 2015 bereits einen deutlichen Unterschied der beiden Studienarme zugunsten der frühen Therapie. Während bei den früh behandelten Patienten 42 Personen eine schwere Erkrankung erlitten oder starben, waren es in der spät behandelten Gruppe 96 Personen.

Das Risiko ist damit für die später behandelten Patienten um 57 Prozent höher als für die früh behandelten Personen. Überraschend ist, dass der Vorteil der frühen Behandlung vor allen Dingen in der Verhinderung sogenannter AIDS-definierender Erkrankungen lag, während andere Erkrankungen durch die frühe Behandlung auch, aber nicht im selben Maße, verhindert wurden.

„Damit zeigt die Studie, dass durch die frühe Behandlung der HIV-Infektion nicht nur die Rate der Übertragungen auf andere Personen vermindert werden kann, sondern dass die infizierten Patienten auch selbst einen Vorteil haben. Die Studie wird deshalb dazu führen, dass Therapieleitlinien in Zukunft eine frühe Therapie empfehlen werden“, so Prof. Fätkenheuer.

„Entsprechende Leitlinien gibt es in einigen Ländern, beispielsweise in den USA, bereits seit Längerem. Mit der START-Studie konnte jedoch erstmals gezeigt werden, wie groß der Effekt einer frühen im Vergleich zu einer späteren Behandlung ist. Die START-Studie ist deshalb ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit zur Durchführung großer klinischer Studien“, so Prof. Fätkenheuer weiter.  

Die Finanzierung dieses extrem aufwendigen Studienprojektes erfolgte in erster Linie durch die amerikanischen Institutes of Health (NIH). In Deutschland wurde das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt (BMBF 01KG0915).

Originalarbeit:

Initiation of Antiretroviral Therapy in Early Asymptomatic HIV Infection.
The INSIGHT START Study Group. N Engl J Med. 2015 Jul 20.
DOI: 10.1056/NEJMoa1506816


Für Rückfragen:

Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Unternehmenskommunikation und Marketing
Telefon: +49 221 478-5548
E-Mail: presse@uk-koeln.de