Kontakt

Kontakt

Weitere Informationen

27.11.2014

"Heute habe ich die Blutgruppe meines Bruders"

15 Jahre Knochenmark-Transplantation an der Uniklinik Köln

Im November 1999 wurde sie mit drei Isolierbetten eröffnet – heute verfügt die Uniklinik Köln über eine der größten und leistungsstärksten Stationen für Knochenmark-Transplantationen (KMT) in Deutschland. Als erster Patientin wurde vor 15 Jahren Sabine B. die Stammzellen ihres Bruders transplantiert – damals für die junge Mutter „die schrecklichste Zeit“ ihres Lebens. Heute hat sie ihre Blutwerte schon seit vier Jahren nicht mehr kontrollieren lassen und fühlt sich fit und gesund.

Vor 15 Jahren ging Sabine B. zum Hausarzt, weil sie an ihren Beinen viele blaue Flecke entdeckt hatte, die sie sich nicht erklären konnte. Die Diagnose: Chronisch myeloische Leukämie (CML) – eine Leukämie-Form, an der auch heute noch circa 20 Prozent aller Blutkrebserkrankten leiden. Einzige Behandlungsmöglichkeit damals: eine allogene Stammzelltransplantation.

Bei dieser Art der Transplantation werden den erkrankten Patienten fremde Stammzellen übertragen. Der behandelnde Hausarzt überwies Sabine B. damals an die Uniklinik Köln, wo gerade eine neue Station für Stammzell-Transplantation eröffnet worden war. Doppeltes Glück für Sabine B., denn auch die Gewebemerkmale des jüngsten Bruders passten – Geschwister kommen bei circa einem Viertel der Patienten für eine Transplantation in Frage.

Mittlerweile werden aber häufig auch die Stammzellen von Verwandten zweiten Grades wie Eltern oder Kinder oder auch von fremden Spendern transplantiert. Diese werden über Spenderregister, wie der Blutbank der Uniklinik Köln oder der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gefunden. Weltweit sind über 20 Millionen Spender registriert und stehen bereit, wenn es keinen passenden Spender in der Familie gibt. Dazu Prof. Dr. Christoph Scheid, Leiter der KMT-Station an der Uniklinik Köln: „Dank des Engagements der vielen freiwilligen Spender finden wir heute für die allermeisten Patienten sehr rasch einen passenden oder nahezu passenden Stammzell-Spender für eine allogene Transplantation. Dabei bedeutet allogen, dass sich Empfänger und Spender genetisch unterscheiden. Deshalb können wir nach einer Transplantation mit Methoden aus der Rechtsmedizin die Zellen anhand ihres genetischen Fingerabdrucks wiedererkennen.“

Der Oberarzt an der Klinik 1 für Innere Medizin arbeitet seit 15 Jahren auf der KMT-Station. Er hat Sabine B., damals noch als Assistenzarzt, auf die Transplantation vorbereitet und sie anschließend auch ambulant begleitet. „Dass es unserer allerersten allogen transplantierten Patientin so gut geht, ist eine große Freude für mich und das ganze Team. Ich sehe auch keinen Grund, warum dies nicht langfristig so bleiben sollte. Was die Leukämie betrifft, so kann Sabine B. als geheilt gelten“, beschreibt Prof. Scheid den jetzigen Gesundheitszustand der Patientin.

An der Uniklinik Köln erhalten jedes Jahr rund 100 Patienten eine allogene Stammzelltransplantation. Damit gehört die KMT-Station, die heute insgesamt 14 Betten zählt, zu den größten in Deutschland. Transplantiert werden vor allem Patienten mit einer Leukämie-Erkrankung, zunehmend aber auch Patienten mit einer bösartigen Erkrankung des Lymphsystems.

Dabei haben sich die Bedingungen für die Patienten in den letzten 15 Jahren stark verbessert. Die KMT-Station an der Uniklinik Köln ist heute komplett luftgefiltert. Das heißt, die Patienten können sich dort während ihres vier- bis fünfwöchigen Aufenthaltes frei bewegen. Früher wurden die Patienten auf ihren Zimmern streng isoliert. Essen, Visite oder Medikamentengabe – alles erfolgte durch eine Schleuse. Heute wandern die Patienten gemeinsam über den Flur und haben einen Aufenthaltsraum, in dem sie auch Besuch empfangen können. Sogar gemeinsame sportliche Aktivitäten werden dort angeboten.

Die Visiten werden heute immer von einer Psychoonkologin aus dem LebensWert-Team begleitet, die den Patienten für Gespräche über persönliche Belange zur Verfügung steht. Eine weitere Kölner Besonderheit: Die Pflegekräfte der KMT-Station besuchen ihre Patienten nach dem Ende des stationären Aufenthaltes zu Hause. Dabei werden vor Ort die räumlichen Bedingungen und Fragen zu Ernährung, Hygiene oder dem Umgang mit Besuchern besprochen. „Zwischen Patienten und Pflegekräften entsteht in der schwierigen Zeit, die sie bei uns verbringen, ein vertrauensvolles Verhältnis. Auf dieser Basis können wir auch leichter über persönliche Aspekte sprechen, die nach dem stationären Aufenthalt oft genauso wichtig sind wie die medizinischen Fragen“, beschreibt Prof. Scheid die Gründe, warum fast alle Patienten dieses Beratungsangebot gerne annehmen.

Sabine B. kommt heute nur noch selten in die Uniklinik Köln, um sich ambulant durchchecken zu lassen. Die Krankheit spielt für die heute 41jährige kaum noch eine Rolle. „Durch die Knochenmarktransplantation habe eine neue Blutgruppe bekommen  – die von meinem kleinen Bruder.“ Er war der damalige Spender.

Foto:
Bildunterschrift: Prof. Christoph Scheid mit Sabine B., der ersten Patientin, der an der Uniklinik Köln vor 15 Jahren Stammzellen transplantiert wurden.
Rechte: Uniklinik Köln
 
Für Rückfragen:
Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Unternehmenskommunikation und Marketing
Telefon: +49 221 478-5548
E-Mail: presse@uk-koeln.de

<link fileadmin user_upload pressemitteilungen pm_2014 pdf-link>Pressemitteilung "15 Jahre Knochenmark-Transplantation an der Uniklinik Köln" als pdf-Download